Frage - wann ist gerade besser?

[RainerT]

Bild 1: Boden waagerecht, Decke schief
wenn ich den Gang entlang laufe, auch in Gedanken/beim Betrachten, bin ich ein bodenständiger Mensch
Bild 2: Boden schief, wenigstens läuft das Wasser zur richtigen Seite ab, Decke gerade
beide sind ein Kompromiss, KEINS ist vollständig gerade!
Anfänglich war eine Entscheidung gefragt, also bodenständig

[weinlamm]

Danke an alle für eure Einschätzungen!

Mir gings nicht so sehr um das Bild an sich, sondern um die grundlegende Frage, ob und inwieweit sich "gerade ziehen" von Bildern lohnt bzw. als symethrisch / ästhetisch angesehen wird. Hintergrund ist ein Artikel für unser NP-Wissen, an dem ich gerade sitze.

Ich nehme mal mit, dass wohl die Mehrheit schon dafür ist, aber auch ein nicht unerheblicher Teil das absolute ausrichten nicht unbedingt als "besser" empfindet.

Vielen Dank für eure Mühe! Sowohl im Hinblick auf das Abstimmen als auch auf die weiter gehenden Erläuterunen! Auch die haben viel zur Aufklärung bei getragen.

[Arjay]

Hm - "gerade ziehen" ist so 'ne Sache - deshalb habe ich auch nicht abgestimmt.

Erstens ist es immer wesentlich besser, schon bei der Originalaufnahme sauber zu arbeiten - sprich die Kamera penibel auszurichten, damit man kein Kuddelmuddel zwischen perspektivischen Verzerrungen und schiefen Vertikalen aufgrund falscher Kamerahaltung bekommt.

Zweitens mal braucht man zum Geraderichten die richtigen Software-Werkzeuge (PS CS2 kann's, frühere Versionen eher nicht, und bei FixFoto muss man sogar aufpassen, das Ergebnis nicht zu verschlimmbessern), und man muss dann auch einen bestimmten Arbeitsablauf befolgen, sonst wird man keine überzeugenden Resultate erhalten.

Zu Erstens: Da Deine Bilder leider keine EXIF-Daten enthalten, kann ich über die aktuell verwendete Brennweite Deiner Aufnahme nur spekulieren. Ich nehme an, Du hast das Bild mindestens mit einem milden Weitwinkel aufgenommen, da es deutlich sichtbare perspektivische Verzerrungen enthält.

Wenn Du schon im Original saubere rechte Winkel und tatsächlich senkrechte Vertikalen haben willst, solltest Du über die Beschaffung einer kleinen Wasserwaage zum Einsetzen in den Blitzschuh Deiner Kamera nachdenken, so dass Du die Kamera im Moment der Aufnahme korrekt im Lot hältst. Außerdem solltest Du darauf achten, konsequent mit Zentralperspektive zu arbeiten - dann brauchst Du später nicht mehr so viel per EBV korrigieren.

Zu Zweitens: Um vernünftige Ergebnisse bei der Perspektivkorrektur zu erhalten, muss das EBV-Programm eine Perspektivkorrektur mit symmetrischer Trapezverzerrung jeweils um eine gedachte Mittellinie in entweder horizontaler oder vertikaler Richtung durchführen können. Sämtliche Versuche, so etwas mit einer freien Verzerrung über Anfasser an den Bildecken (so wie das bei FixFoto und bei PS-Versionen vor CS2 vorgesehen ist) zu erreichen, haben bei meinen Versuchen immer zu unnatürlichen Ergebnissen geführt.

Ich habe bei der Entzerrung von verzogenen Bildern (perspektivische Verzerrungen in horizontaler und vertikaler Richtung, ggf. auch schief gehaltene Kamera) immer mit folgendem Vorgehen die besten Ergebnisse erreicht:

1. Bild erst einmal so drehen, dass vertikale perspektivische Verzerrungen symmetrisch um die Vertikale Achse (Bildmitte!) laufen. Das bedeutet, dass z.B. senkrechte Säulen rechts und links im Bild jeweils im gleichen Winkel zur Senkrechten (aber mit unterschiedlicher Drehrichtung) stehen sollen.
2. Nun vertikale Perspektive korrigieren, wobei das Bild so modifiziert wird, dass die senkrechten Bildränder symmetrisch und gegenläufig um eine gedachte Horizontale gekippt werden, die genau durch die Bildmitte verläuft. D.h. das Bild verwandelt sich in Trapezform, wobei die waagrechten Bildkanten waagrecht bleiben.
3. Nachkontrollieren, ob nach dieser Korrektur die im Bild als Referenz verwendeten senkrechten Linien immer noch senkrecht sind. Falls nein, diesen Arbeitsschritt rückgängig machen und Schritt a) korrigieren, dann Schritt b) noch mal machen.
4. Nun horizontale Perspektive korrigieren, wobei das Bild so modifiziert wird, dass die waagrechten Bildränder symmetrisch und gegenläufig um eine gedachte Vertikale gekippt werden, die genau durch die Bildmitte verläuft. D.h. das Bild verwandelt sich in Trapezform, wobei die senkrechten Bildkanten senkrecht bleiben.