D70 Farbraum Frage bitte um Hilfe

Die Rubrik für Alles, was mit der farbrichtigen Ausgabe eurer Bilder durch Monitor, Druck und Belichtung zu tun hat

Moderator: pilfi

t.schweizer
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Beitrag von t.schweizer »

Um keine Farbverluste durch nen kastrierten Farbraum zu haben;)

Zudem wird in unserer Redaktion (wie in vielen anderen auch) dieser Farbraum als Standard benutzt.

ExGast 20thKNIGHT
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Beitrag von ExGast 20thKNIGHT »

t.schweizer hat geschrieben:Um keine Farbverluste durch nen kastrierten Farbraum zu haben;)

Zudem wird in unserer Redaktion (wie in vielen anderen auch) dieser Farbraum als Standard benutzt.
Und wofür werden die Bilder dann benutzt?
Ist es nicht vollkommen egal in welchem Farbraum man die Raw Bilder öffnet?
Grüßle Daniel

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Andreas Blöchl
Sollte mal wieder fotografieren...
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Beitrag von Andreas Blöchl »

Hätte mal eine Frage an euch. Was zeigt euch Photoshop für einen Farbraum erstellt im AdobeRGB mit der D50 oder D70 an. Bei mir wird da immer eine Meldung ausgespuckt beim öffnen , habe aber einen AdobeRGB 1998 Arbeitsfarbraum eingestellt. Der von der Cam lautet NikonAdobeRGB1998 xxx (x steht für einige Zahlen). Ist das bei euch auch so?
mfG Andreas
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zirpl
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Beitrag von zirpl »

Ich habe diesen Thread sehr interessiert verfolgt und stelle wieder einmal fest, dass sich fast jeder mit dem Thema Farbräume zu beschäftigen scheint, aber nur wenige wissen was sie tun. Dies liegt aber vor allem daran, dass brauchbare Literatur zu diesem Thema leider nur sehr dünn gesät ist. Alleine Aussagen wie "Es dürfte nicht einfach sein die Farbwirkung von sRGB unter Adobe RGB zu erreichen." oder "Prinzipiel ist der Adobe RGB Farbraum aber im gesamten Eindruck weniger farbintensiv als sRGB IIIa, dafür einfach grösser." sind zwar nicht grundsätzlich falsch, gehen aber am eigentlichen Thema vorbei. Obwohl es in einem Forum nicht möglich ist dieses Thema umfassend zu besprechen, will ich trotzdem meinen Senf dazu geben.

Der in eine Bilddatei eingebettete Farbraum dient vor allem einem Farbmanagement System, die Farben für die Ausgabe auf diversen Geräten so aufzubereiten, dass der Farbeindruck über Gerätegrenzen hinweg erhalten bleibt. Dazu ist es allerdings unumgänglich, dass man für die verwendeten Geräte auch aktuelle Farbprofile hat, die man durch Profilierung erhält. Am Rechner werden die Bilder dann in der Regel in einem großen (geräteunabhängigen) Farbraum (zB AdobeRGB) abgelegt. Das Farbmanagement-System weis durch die Profile welche Farben ein Gerät darstellen kann und rechnet die Farben aus dem geräteunabhängigen Farbraum in den Gerätefarbraum hinein (Gammut-Mapping). Dafür gibt es auch verschiedene Strategien: perzeptiv, absolut farbmetrisch, relativ farbmetrisch und sättigungsorientiert. Für Fotografien sollte man perzeptiv ("wahrnehmungsorientiert") einstellen. Bei der Umrechnung in den kleineren Farbraum eines Ausgabegerätes (Monitor, Drucker, ...) ergeben sich aber zwangsläufig Farbfehler, die sich dann später nicht mehr korrigieren lassen. Der Abstand der ist-Farbe von der soll-Farbe wird in Delta-E angegeben. Ein Delta-E < 2,5 wird von Laien als gleich empfunden und ein Delta-E < 7 gilt als tolerierbar.

Da sich die einzelnen Gerätefarbräume auch überschneiden, sollte der gewählte geräteunabhängige Farbraum immer möglichst groß sein. Aus diesem Grund sollte auf der Kamera immer AdobeRGB eingestellt sein, wenn man ein Farbmanagement einsetzt und optimale Ergebnisse erzielen will. Die "knalligere" Farbwirkung des sRGB Farbraums kommt IMHO nur durch Farbfehler beim Gammut-Mapping zu Stande.

Es gibt aber noch einen Aspekt der Farbräume, der leider meist unter den Tisch gekehrt wird. Mit dem Farbraum werden auch der Weisspunkt und die Gamma-Kurve festgelegt. Im Falle von AdobeRGB und sRGB 6.500K und G2,2. ISO schreibt aber für die Druckvorstufe D50 (5.000K) und G1,8 vor, weshalb beide Farbräume in diesem Umfeld nur bedingt empfehlenswert sind. Da kommt der in diesem Thread bereits erwähnte ECI-RGB Farbraum ins Spiel, der in etwa gleich groß wie AdobeRGB ist, aber den Vorgaben für den Druck entspricht. Will man jedoch einen kleineren Arbeitsfarbraum verwenden, möchte ich noch ColorMatch RGB in die Diskussion einbringen. Dieser ist kleiner als ECI und AdobeRGB, umfasst in etwa den Farbraum den ein durchschnittlicher Monitor darstellen kann und ist ebenfalls auf D50 und G1,8 ausgelegt.

Sollte man sich für letzteres entscheiden kommt einem entgegen, dass der Farbumfang der Geräte in einer Produktionskette meist abnimmt. So hat ein Scanner oder eine Kamera einen wesentlich größeren Farbumfang als ein Monitor, der wiederum mehr Farben darstellen kann als im Offset-Druck abbildbar sind.

Abschließend noch eine Sache. Eigentlich wäre es optimal die Bilder am Rechner in Lab abzulegen, da darin alle vom Menschen sichtbaren Farben darstellbar sind. Es ist sogar so, dass Lab von Farbmanagement-Systemen als "Zwischenfarbraum" ("PCS"- "Profile Connection Space") für die Umrechnung verwendet wird. Leider wird Lab nach wie vor von vielen Programmen nur ungenügend unterstützt.

Ich hoffe damit wieder einigen Diskussionsstoff geliefert zu haben... ;)

Grüße
Christian
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zirpl
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Beitrag von zirpl »

Ich habe mir mein Posting gerade noch einmal durchgelesen und muss noch etwas ergänzen, damit man sich den Unterschied zwischen AdobeRGB und sRGB besser vorstellen kann. AdobeRGB und ECI RGB umfassen etwa 50% des Lab Farbraums, sRGB nur ca. 25%. Man verschenkt also schon einiges, wenn man sRGB verwendet.

Wenn man allerdings ohnehin kein Farbmanagement-System einsetzt, ist es natürlich auch Geschmackssache was man verwendet. Die Ergebnisse - sowohl am Bildschirm, als auch bei der Ausgabe - sind dann ohnehin nur zufällig.

Grüße
Christian
Zuletzt geändert von zirpl am Do Sep 15, 2005 11:04, insgesamt 1-mal geändert.
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thg
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Beitrag von thg »

Andreas Blöchl hat geschrieben:Hätte mal eine Frage an euch. Was zeigt euch Photoshop für einen Farbraum erstellt im AdobeRGB mit der D50 oder D70 an. Bei mir wird da immer eine Meldung ausgespuckt beim öffnen , habe aber einen AdobeRGB 1998 Arbeitsfarbraum eingestellt. Der von der Cam lautet NikonAdobeRGB1998 xxx (x steht für einige Zahlen). Ist das bei euch auch so?
Die Fehlermeldung liegt wohl an Photoshop, meine Version meckert nicht. Trotzdem lautet das Farbprofil (bei D100) Nikon Adobe RGB 4.0.0.3000, was wohl wiederum an Nikon liegt. Warum Nikon das von Adobe kreierte Adobe RGB nochmals spezifiziert, kann nur Nikon wissen.

Interessanterweise gibt es als Option in Photoshop auf meinem System einen "Nikon WinMonitor 4.0.0.3000" Farbraum. Die Vermutung liegt wohl nahe, dass der zum speziellen Nikon-Adobe-RGB Profil gehört. Falls das bei Dir auch der Fall ist, hören nach Einstellung dieses die Fehlermeldungen vermutlich auf.
Allerdings sind Adobe-RGB 1998 und sRGB verbreitete Standards, der Nikon-RGB Farbraum dagegen nicht. Fragt sich auch, ob man überhaupt einen nennenswerten Unterschied zwischen beiden sehen würde.

Andere Faktoren spielen da viel stärker hinein. Wenn du dasselbe Motiv mit zehn verschiedenen Digitalkameras fotografierst, dann erhältst du zehn in der Farbwiedergabe völlig unterschiedliche Bilder, selbst wenn der Farbraum derselbe ist.

Die Krücken "Farbraum" und "Farbprofil" dienen lediglich dazu, den persönlichen Workflow zu optimieren, bzw. die Ergebnisse innerhalb einer bestimmten Verarbeitungsskette reproduzier- und vorhersagbar zu machen. Auf die Farbwiedergabe selbst haben sie selbst keinen Einfluss, lediglich auf die Darstellung der Farben innerhalb des jeweiligen Systems.

Gruß,
thomas

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zirpl
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Beitrag von zirpl »

Allerdings sind Adobe-RGB 1998 und sRGB verbreitete Standards, der Nikon-RGB Farbraum dagegen nicht. Fragt sich auch, ob man überhaupt einen nennenswerten Unterschied zwischen beiden sehen würde.
Man wird sicher keinen Unterschied erkennen, da beide Farbräume zu fast 100% identisch sind. Über die Gründe, weshalb es diesen Farbraum überhaupt gibt, kann man nur spekulieren - zumindest habe ich bei Nikon keinerlei Informationen darüber gefunden.

Meine Spekulation sieht so aus: AdobRGB dient eigentlich als geräteunabhängiges Farbprofil. NikonAdobeRGB dient dagegen als geräteabhängiges Profil. Wenn man das Phase One-Profil "Nikon D70 generic V2" mit AdobeRGB oder NikonAdobeRGB vergleicht, stellt man fest, dass die Kamera in großen Teilen einen größeren Farbumfang als AdobeRGB hat. In anderen Bereichen (zB Grün) ist allerdings AdobeRGB größer. Die Farbumfänge der Kamera und von AdobeRGB sind also (klarer Weise) nicht deckungsgleich.

Bild

Das weiße Gitter in diesem Bild stellt AdobeRGB dar.

Bei der Farbinterpolation werden dann Informationen, die ausserhalb von AdobeRGB liegen gemapped um sicherzustellen, dass das Ergebnis danach auf jeden Fall in AdobeRGB passt. Dadurch wäre es ohne weiteres Gammut-Mapping in AdobeRGB als Arbeitsfarbraum abbildbar. Dann ergibt es auch Sinn das NikonAdobeRGB Profil einzubetten, weil es eben nicht AdobeRGB ist, sondern ein geräteabhängiges Profil, das zur gänze in AdobeRGB Platz findet und diesen auch weitgehend ausnutzt. Capture One scheint im Gegensatz dazu bei der Farbinterpolation nicht so vorzugehen, weshalb Phase One ein eigenes Profil für die D70 hat.

Wie gesagt, ist das nur Spekulation, könnte aber so Sinn ergeben.
Die Fehlermeldung liegt wohl an Photoshop, meine Version meckert nicht.
Wie sich Photoshop bei Profilabweichungen verhält, wird in den Farbeinstellungen festgelegt.
Interessanterweise gibt es als Option in Photoshop auf meinem System einen "Nikon WinMonitor 4.0.0.3000" Farbraum. Die Vermutung liegt wohl nahe, dass der zum speziellen Nikon-Adobe-RGB Profil gehört. Falls das bei Dir auch der Fall ist, hören nach Einstellung dieses die Fehlermeldungen vermutlich auf.
Bitte nimm das nicht persönlich, aber das ist ziemlicher Unsinn. "Nikon WinMonitor 4.0.0.3000" ist ein generisches Monitorprofil und hat mit NikonAdobeRGB und der Profilwarnung von Photoshop nichts zu tun.
Die Krücken "Farbraum" und "Farbprofil" dienen lediglich dazu, den persönlichen Workflow zu optimieren, bzw. die Ergebnisse innerhalb einer bestimmten Verarbeitungsskette reproduzier- und vorhersagbar zu machen. Auf die Farbwiedergabe selbst haben sie selbst keinen Einfluss, lediglich auf die Darstellung der Farben innerhalb des jeweiligen Systems.
Das stimmt in dieser Form nicht (siehe auch mein Posting oben). Ohne Farbräume und Profile ist eine farbtreue Wiedergabe nicht möglich! Weiters haben sie sehr wohl großen Einfluss auf die Farbwiedergabe (Gammut Mapping, Weisspunkt, Gamma, ...) und sind ganz sicher mehr als Krücken - sie sind viel mehr das Rückgrad jeder korrekten Farbwiedergabe.

Grüße
Christian
Zuletzt geändert von zirpl am Do Sep 15, 2005 12:21, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag von t.schweizer »

ExGast 20thKNIGHT hat geschrieben:
t.schweizer hat geschrieben:Um keine Farbverluste durch nen kastrierten Farbraum zu haben;)

Zudem wird in unserer Redaktion (wie in vielen anderen auch) dieser Farbraum als Standard benutzt.
Und wofür werden die Bilder dann benutzt?
Ist es nicht vollkommen egal in welchem Farbraum man die Raw Bilder öffnet?
Wofür welche Bilder benutzt werden?
In der Redaktion für die Bilddatenbank, zum Archivieren. Für den Druck werden die entsprechenden Bilder dann seperat in CYMK (Farbprofil ISOnewsparer30v4) konvertiert und als EPS-Datei abgespeichert. Der Selbiges bei Schwarz-Weiss. Dort ist der Graustufenarbeitsfarbraum "Schwarze Druckfarbe - ISOnewspaper30v4" - und JPG.

Bei mir zu Hause werden die Bilder eigentlich auch nur archiviert... sofern fürs Internet, werden sie in sRGB konvertiert (Batch..)

thg
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Beitrag von thg »

zirpl hat geschrieben:
Die Fehlermeldung liegt wohl an Photoshop, meine Version meckert nicht.
Wie sich Photoshop bei Profilabweichungen verhält, wird in den Farbeinstellungen festgelegt.
Nichtsdestotrotz geht bei mir im Photoshop unter AdobeRGB Farbraum ein Nikon-Adobe-RGB Bild unbeanstandet als Adobe-RGB durch, trotz aktivierter Profilwarnungen.
zirpl hat geschrieben:
Interessanterweise gibt es als Option in Photoshop auf meinem System einen "Nikon WinMonitor 4.0.0.3000" Farbraum. Die Vermutung liegt wohl nahe, dass der zum speziellen Nikon-Adobe-RGB Profil gehört. Falls das bei Dir auch der Fall ist, hören nach Einstellung dieses die Fehlermeldungen vermutlich auf.
Bitte nimm das nicht persönlich, aber das ist ziemlicher Unsinn. "Nikon WinMonitor 4.0.0.3000" ist ein generisches Monitorprofil und hat mit NikonAdobeRGB und der Profilwarnung von Photoshop nichts zu tun.
Sorry, aber bei mir erscheint in Photoshop das Nikon WinMonitor Profil als möglicher Arbeitsfarbraum und läßt sich auch problemlos laden und funktioniert. Fehler? Irrtum? Oder doch nur ein weiterer, gerätespezifischer Farbraum? Nicht, dass ich damit arbeiten würde, ich wußte bis heute nicht mal, dass es das Profil überhaupt gibt. Und, ich habe es ausprobiert - wenn ich es als Arbeitsfarbraum wähle, meckert es beim Öffnen einer Nikon-Adobe-RGB Datei. Soweit dazu.
zirpl hat geschrieben:
Die Krücken "Farbraum" und "Farbprofil" dienen lediglich dazu, den persönlichen Workflow zu optimieren, bzw. die Ergebnisse innerhalb einer bestimmten Verarbeitungsskette reproduzier- und vorhersagbar zu machen. Auf die Farbwiedergabe selbst haben sie selbst keinen Einfluss, lediglich auf die Darstellung der Farben innerhalb des jeweiligen Systems.
Das stimmt in dieser Form nicht (siehe auch mein Posting oben). Ohne Farbräume und Profile ist eine farbtreue Wiedergabe nicht möglich! Weiters haben sie sehr wohl großen Einfluss auf die Farbwiedergabe (Gammut Mapping, Weisspunkt, Gamma, ...) und sind ganz sicher mehr als Krücken - sie sind viel mehr das Rückgrad jeder korrekten Farbwiedergabe.
Du magst ja recht haben - aber wer braucht schon diese absolut korrekte Farbwiedergabe?

Natürlich sind die Farbprofile und Farbräume Krücken - was denn sonst? Das ganze Zeug ist doch nur nötig, weil sich die Anbieter nicht auf einen Standard einigen konnten oder wollten. Wäre das der Fall, bräuchte man sich als Anwender mit dem ganzen Konvertierungskram doch gar nicht befassen. Wieviele Leute sind überhaupt fähig, ihr System einigermaßen korrekt zu kalibrieren? Selbst bei manchen Belichtungsdiensten habe ich da meine Zweifel.

Es reicht schon, dass Win und Mac-User gammabedingt die Fotos im Web völlig unterschiedlich sehen. Entweder der Macler kapituliert vor der Windows-Mehrheit, oder er wird visuell chronisch missverstanden, wenn er Bilder ins Web setzt.

Es gibt Testtafeln zur Kalibrierung. Macht man mal den Versuch, kann es durchaus passieren, dass man feststellt, dass eines oder mehrere Glieder in der Kette nicht fähig ist, einen bestimmten Farbton, z.b ein Rosa oder Lila exakt wiederzugeben. Nun herauszufinden, ob das an der Kamera, an der Grafikkarte, dem Farbraum oder am Monitor liegt, dürfte den durchschnittlichen Fotografen und Anwender überfordern und eventuell in den Wahnsinn treiben... und am Ende stimmt alles, aber es stellt sich heraus, dass diese Farbnuance gar nicht im Druck wiedergegeben werden kann. Ich hatte neulich ein Buch in der Hand, in dem sich der Autor alle nur erdenkliche Mühe gegeben hatte, die Unterschiede verschiedener Farbmodi seitenlang und mit Beispielen zu erklären - nur, im Druck war das nicht mehr sichtbar. Irgendjemand hat da wohl geschlafen.

Insofern sehe ich das größere Problem des Farbmanagements eher in der Kommunikationskette denn im Workflow. Hier eine rein fiktive Geschichte, völlig frei erfunden, Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen oder Institutionen wären rein zufällig:

Fotograf X bekommt von Firma Y den Auftrag, Fotos für eine Broschüre zu machen. Wenn X nun dumm ist oder Harakiri begehen will, erkundigt er sich bei seinem Auftraggeber, in welchem Farbraum er die Bilder machen soll. Ansprechpartner ist in dem Fall meist die Marketingleiterin, die von der Sache keine Ahnung hat. Die könnte den Drucker anrufen, was sie aber nicht tut, weil sie ebenfalls nicht dumm ist. Wenn Sie's dennoch tut, ist X verloren - falls anschließend was schiefgeht. Oder sie. Oder beide. Und es geht mit Sicherheit was schief, wenn so etwas indirekt über mehrere Köpf geht. Außerdem lassen Nachfragen auf Inkompetenz schließen, und Inkompetenz ist ein Verdacht, dem man sich heutzutage niemals ohne Zwang ausliefern sollte.
Also, X macht nun seine Bilder. In welchem Farbraum ist völlig egal, denn er wird nach Ablieferung der Bilder bezahlt. Alles andere ist Sache der grafischen Abteilung, bzw. der Druckerei Z. Wenn die dumm sind, werden sie sich bei ihrem Aufftraggeber, wieder die Firma Y, über den Fotografen X beschweren. Und vermutlich nie wieder einen Auftrag von Y bekommen, weil die auschlaggebende Person, nämlich die Dame vom Marketing, keine Ahnung von solchen Dingen hat und die Fotos von X auf ihrem (nicht kalibierten) Monitor ganz hervorragend wirken. Und die mit Sicherheit kein Verständnis für die verschrobenen Probleme des armen Druckers aufbringt. Außerdem lassen Beschwerden auf Inkompetenz schließen, und Inkompetenz ist ein Verdacht, dem man sich heutzutage niemals ohne Zwang ausliefern sollte. Also wird Z stillschweigend und vielleicht auch zähneknirschend die Bilder so hinbiegen (vielleicht haben sie einen Praktikanten, dem man so eine Arbeit zuschanzen kann), dass es in der Broschüre ganz gut passt. Und bis dass nicht mehr klappt, muss X wirklich ganz großen Mist bauen. Da ist es wahrscheinlicher, dass einer der Druckzylinder versagt und die ganze Broschüre sowieso mit Farbstich in den Handel kommt.

Ich weiß nicht, ob das wirklich so läuft... aber meine diesbezüglichen Erfahrungen lassen mich vermuten, dass es gelegentlich so oder so ähnlich laufen muss.

Gruss,
thomas

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zirpl
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Beitrag von zirpl »

Nichtsdestotrotz geht bei mir im Photoshop unter AdobeRGB Farbraum ein Nikon-Adobe-RGB Bild unbeanstandet als Adobe-RGB durch, trotz aktivierter Profilwarnungen.
Das ist tatsächlich interessant. Ich habe das so eben nachgestellt und muss Dir recht geben - es erscheint tatsächlich keine Profilwarnung. Da ich keinen AdobeRGB Arbeitsfarbraum verwende, war mir das bisher nicht aufgefallen. Damit ist meine Theorie von oben zuminderst teilweise widerlegt.
Sorry, aber bei mir erscheint in Photoshop das Nikon WinMonitor Profil als möglicher Arbeitsfarbraum und läßt sich auch problemlos laden und funktioniert. Fehler? Irrtum? Oder doch nur ein weiterer, gerätespezifischer Farbraum? Nicht, dass ich damit arbeiten würde, ich wußte bis heute nicht mal, dass es das Profil überhaupt gibt. Und, ich habe es ausprobiert - wenn ich es als Arbeitsfarbraum wähle, meckert es beim Öffnen einer Nikon-Adobe-RGB Datei. Soweit dazu.
Man kann in Photoshop jedes beliebige Bildschirmprofil (auch ein generisches wie das WinMonitor Profil) als Arbeitsfarbraum wählen. Wirklich viel Sinn ergibt das nicht, aber es lässt sich einstellen. Wenn Du dann eine Datei mit einem anderen Profil öffnest, erhältst Du natürlich eine Warnung wenn Photoshop dementsprechend eingestellt ist.
Du magst ja recht haben - aber wer braucht schon diese absolut korrekte Farbwiedergabe?
Das ist natürlich die alles entscheidende Frage. Wünsche ich korrekte Farbwiedergabe, oder nicht? Hätte ich gerne, dass mein Drucker die Farben ausdruckt, die ich am Bildschirm sehe, oder nicht? Wenn ja, dann kommt man nicht umhin sich mit Farbräumen, Profilen und Farbmanagement zu beschäftigen. Es gibt nur korrekte oder fehlerhafte Farbwiedergabe.
Das ganze Zeug ist doch nur nötig, weil sich die Anbieter nicht auf einen Standard einigen konnten oder wollten. Wäre das der Fall, bräuchte man sich als Anwender mit dem ganzen Konvertierungskram doch gar nicht befassen.
Da liegst Du falsch. Du beschreibst hier die Situation vor 1993 (ICC Gründung). Es gibt heute einen ausgereiften, Hersteller- und Systemübergreifenden Standard der funktioniert und auf ICC Profile aufbaut. Sowohl unter Windows als auch unter Mac OS X ist es heute problemlos möglich ein funktionierendes Farbmanagement einzurichten. Ein Standard kann nur leider nicht die physikalischen Gegebenheiten auschalten. Es ist eben so, das unterschiedliche Geräte Farben unterschiedlich erzeugen (Stichwort additive und subrtraktive Farbmischung) und auch unterschiedliche Farbeigenschaften haben. Es gibt leider noch keine Geräte, die das gesamte vom Menschen wahrnehmbare Farbspekturm reproduzieren können. So lange das nicht möglich ist, müssen wir uns mit Profilen, Arbeitsfarbräumen, CMMs und so weiter herumschlagen. Ich gebe zu, die Lernkurve ist steil - aber es zahlt sich aus! In Wirklichkeit ist es nur halb so kompliziert wie es klingt.
Es reicht schon, dass Win und Mac-User gammabedingt die Fotos im Web völlig unterschiedlich sehen. Entweder der Macler kapituliert vor der Windows-Mehrheit, oder er wird visuell chronisch missverstanden, wenn er Bilder ins Web setzt.
Das ist schon wieder so ein verbreitetes Missverständnis. Wenn ich einen Browser verwende, der eingebettete Profile auslesen kann, ist das Monitor-Gamma absolut unerheblich. Ich weis nicht wie es unter Windows aussieht, aber unter Mac OS sind die meisten Browser (Safari, Internet Explorer, OmniWeb, ...) Farbmanagement-Fähig. Einzige Ausnahme ist leider Firefox. Selbst wenn der Betrachter der Website seinen Monitor nicht kalibriert hat - was ja meistens der Fall sein wird - erreicht man mit eingebetteten Profilen zumindest eine konsistente Farbdarstellung.

Kleines Beispiel: http://www.convida.at/farbtest.html

Auf dieser Seite siehst Du zwei Bilder mit extremen (und unsinnigen) Gamma-Werten. Wenn die Fotos auf Deinem Bildschirm trotzdem gleich aussehen, hast Du einen Browser mit funktionierender Farbmanagement-Unterstützung. Nur wenn Dein Browser kein Farbmanagement beherrscht, sehen die Fotos unterschiedlich aus.

Was Du weiter schreibst, beschreibt Die Situation wie sie heute leider noch immer häufig anzutreffen ist. Wenn ich allerdings einen funktionierenden Farbmanagement-Workflow einsetze, kann ich immer objektiv und messtechnisch nachweisen, dass ich korrekt gearbeitet habe (Farbabweichungen unter Delta-E 7). Wenn bei der Produktion (zum Beispiel später in der Druckerei) etwas flasches raus kommt bin ich aus dem Schneider und es ist nicht mein Problem.

Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn man Farben korrekt reproduzieren und sinnvolle Bildbearbeitung betreiben will, kommt man um Farbmanagement nicht herum. Dann ist die richtige Einstellung in der Kamera auf jeden Fall AdobeRGB.

Wenn ich allderings nur für den Eigenbedarf fotografiere und hin und wieder ein Bild ausdrucke oder zur Ausarbeitung gebe, dann sollte man sRGB einstellen, da das die meisten Tintenspritzer recht gut darstellen können. Man darf sich dann halt nicht wundern, wenn das Ergebnis am Papier anders aussieht als am Monitor.

Liebe Grüße
Christian
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