zirpl hat geschrieben:
Die Fehlermeldung liegt wohl an Photoshop, meine Version meckert nicht.
Wie sich Photoshop bei Profilabweichungen verhält, wird in den Farbeinstellungen festgelegt.
Nichtsdestotrotz geht bei mir im Photoshop unter AdobeRGB Farbraum ein Nikon-Adobe-RGB Bild unbeanstandet als Adobe-RGB durch, trotz aktivierter Profilwarnungen.
zirpl hat geschrieben:
Interessanterweise gibt es als Option in Photoshop auf meinem System einen "Nikon WinMonitor 4.0.0.3000" Farbraum. Die Vermutung liegt wohl nahe, dass der zum speziellen Nikon-Adobe-RGB Profil gehört. Falls das bei Dir auch der Fall ist, hören nach Einstellung dieses die Fehlermeldungen vermutlich auf.
Bitte nimm das nicht persönlich, aber das ist ziemlicher Unsinn. "Nikon WinMonitor 4.0.0.3000" ist ein generisches Monitorprofil und hat mit NikonAdobeRGB und der Profilwarnung von Photoshop nichts zu tun.
Sorry, aber bei mir erscheint in Photoshop das Nikon WinMonitor Profil als möglicher Arbeitsfarbraum und läßt sich auch problemlos laden und funktioniert. Fehler? Irrtum? Oder doch nur ein weiterer, gerätespezifischer Farbraum? Nicht, dass ich damit arbeiten würde, ich wußte bis heute nicht mal, dass es das Profil überhaupt gibt. Und, ich habe es ausprobiert - wenn ich es als Arbeitsfarbraum wähle, meckert es beim Öffnen einer Nikon-Adobe-RGB Datei. Soweit dazu.
zirpl hat geschrieben:
Die Krücken "Farbraum" und "Farbprofil" dienen lediglich dazu, den persönlichen Workflow zu optimieren, bzw. die Ergebnisse innerhalb einer bestimmten Verarbeitungsskette reproduzier- und vorhersagbar zu machen. Auf die Farbwiedergabe selbst haben sie selbst keinen Einfluss, lediglich auf die Darstellung der Farben innerhalb des jeweiligen Systems.
Das stimmt in dieser Form nicht (siehe auch mein Posting oben). Ohne Farbräume und Profile ist eine farbtreue Wiedergabe nicht möglich! Weiters haben sie sehr wohl großen Einfluss auf die Farbwiedergabe (Gammut Mapping, Weisspunkt, Gamma, ...) und sind ganz sicher mehr als Krücken - sie sind viel mehr das Rückgrad jeder korrekten Farbwiedergabe.
Du magst ja recht haben - aber wer braucht schon diese absolut korrekte Farbwiedergabe?
Natürlich sind die Farbprofile und Farbräume Krücken - was denn sonst? Das ganze Zeug ist doch nur nötig, weil sich die Anbieter nicht auf einen Standard einigen konnten oder wollten. Wäre das der Fall, bräuchte man sich als Anwender mit dem ganzen Konvertierungskram doch gar nicht befassen. Wieviele Leute sind überhaupt fähig, ihr System einigermaßen korrekt zu kalibrieren? Selbst bei manchen Belichtungsdiensten habe ich da meine Zweifel.
Es reicht schon, dass Win und Mac-User gammabedingt die Fotos im Web völlig unterschiedlich sehen. Entweder der Macler kapituliert vor der Windows-Mehrheit, oder er wird visuell chronisch missverstanden, wenn er Bilder ins Web setzt.
Es gibt Testtafeln zur Kalibrierung. Macht man mal den Versuch, kann es durchaus passieren, dass man feststellt, dass eines oder mehrere Glieder in der Kette nicht fähig ist, einen bestimmten Farbton, z.b ein Rosa oder Lila exakt wiederzugeben. Nun herauszufinden, ob das an der Kamera, an der Grafikkarte, dem Farbraum oder am Monitor liegt, dürfte den durchschnittlichen Fotografen und Anwender überfordern und eventuell in den Wahnsinn treiben... und am Ende stimmt alles, aber es stellt sich heraus, dass diese Farbnuance gar nicht im Druck wiedergegeben werden kann. Ich hatte neulich ein Buch in der Hand, in dem sich der Autor alle nur erdenkliche Mühe gegeben hatte, die Unterschiede verschiedener Farbmodi seitenlang und mit Beispielen zu erklären - nur, im Druck war das nicht mehr sichtbar. Irgendjemand hat da wohl geschlafen.
Insofern sehe ich das größere Problem des Farbmanagements eher in der Kommunikationskette denn im Workflow. Hier eine rein fiktive Geschichte, völlig frei erfunden, Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen oder Institutionen wären rein zufällig:
Fotograf X bekommt von Firma Y den Auftrag, Fotos für eine Broschüre zu machen. Wenn X nun dumm ist oder Harakiri begehen will, erkundigt er sich bei seinem Auftraggeber, in welchem Farbraum er die Bilder machen soll. Ansprechpartner ist in dem Fall meist die Marketingleiterin, die von der Sache keine Ahnung hat. Die könnte den Drucker anrufen, was sie aber nicht tut, weil sie ebenfalls nicht dumm ist. Wenn Sie's dennoch tut, ist X verloren - falls anschließend was schiefgeht. Oder sie. Oder beide. Und es geht mit Sicherheit was schief, wenn so etwas indirekt über mehrere Köpf geht. Außerdem lassen Nachfragen auf Inkompetenz schließen, und Inkompetenz ist ein Verdacht, dem man sich heutzutage niemals ohne Zwang ausliefern sollte.
Also, X macht nun seine Bilder. In welchem Farbraum ist völlig egal, denn er wird nach Ablieferung der Bilder bezahlt. Alles andere ist Sache der grafischen Abteilung, bzw. der Druckerei Z. Wenn die dumm sind, werden sie sich bei ihrem Aufftraggeber, wieder die Firma Y, über den Fotografen X beschweren. Und vermutlich nie wieder einen Auftrag von Y bekommen, weil die auschlaggebende Person, nämlich die Dame vom Marketing, keine Ahnung von solchen Dingen hat und die Fotos von X auf ihrem (nicht kalibierten) Monitor ganz hervorragend wirken. Und die mit Sicherheit kein Verständnis für die verschrobenen Probleme des armen Druckers aufbringt. Außerdem lassen Beschwerden auf Inkompetenz schließen, und Inkompetenz ist ein Verdacht, dem man sich heutzutage niemals ohne Zwang ausliefern sollte. Also wird Z stillschweigend und vielleicht auch zähneknirschend die Bilder so hinbiegen (vielleicht haben sie einen Praktikanten, dem man so eine Arbeit zuschanzen kann), dass es in der Broschüre ganz gut passt. Und bis dass nicht mehr klappt, muss X wirklich ganz großen Mist bauen. Da ist es wahrscheinlicher, dass einer der Druckzylinder versagt und die ganze Broschüre sowieso mit Farbstich in den Handel kommt.
Ich weiß nicht, ob das wirklich so läuft... aber meine diesbezüglichen Erfahrungen lassen mich vermuten, dass es gelegentlich so oder so ähnlich laufen muss.
Gruss,
thomas