Farbprofile für D700 und D800

Die Rubrik für Alles, was mit der farbrichtigen Ausgabe eurer Bilder durch Monitor, Druck und Belichtung zu tun hat

Moderator: pilfi

Sebasto
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Beitrag von Sebasto »

weinlamm hat geschrieben:Zumindest nach meiner Messung ist der Farbumfang der D700 so groß, dass er (...)
Wie hast du denn "gemessen"?
Was ich mich auch frage: woher stammen denn die im Netz zu findenden ICC-Profile verschiedener Nikonkameras?

Nikon schreibt auf seiner Support-Seite unter Antwort 2539: "Separate Farbprofile werden für Digitalkameras nicht angeboten. Dies ist nicht sinnvoll, weil Kameras unter ständig wechselnden Lichtbedingungen eingesetzt werden."
Woher also stammen dann also die ICC-Profile der Nikons? Unter welchen Bedingungen sind die entstanden und Wie verlässlich sind diese?

Wahl des Farbraumes: (wenn ich davon ausgehe, daß das ICC-Profil der D700 stimmt - s.o.):
sRGB ist zu klein, da er nicht alle Farben der D700 erfasst. AdobeRGB kommt dem schon näher - aber umfasst ebenso nicht alle Farben. Am meisten beinhaltet ProPhotoRGB - was ganz allgemein auch von Adobe für RAWs empfohlen wird und z.B. Standardfarbraum in Lightroom ist.
Beispiel für (meine) Relevanz:
Gehe ich von Offsetdruck aus (ISOcoated_v2_eci), dann habe ich Farben, die die D700 erfassen kann und die im Offset auch gedruckt werden können - aber durch das kleinere sRGB (oder Adobe RGB-Profil) vorher schon verloren gegangen sind. sRGB und auch Adobe RGB sind also unbrauchbar für meinen Zweck!

Aber jetzt wieder zu meiner Ausgangsfrage: wie kann ich den Farbraum der D700 und D800 verbindlich erfahren - und welche Möglichkeiten habe ich für eine professionelle Profilierung? Klar ist mir, daß das mit einem RAW nicht so ohne weiteres geht.
X-Rites Passport überzeugt mich nicht und auch nicht das Monaco-Tool, was einen doppelt so großen Farbraum der D700 behauptet. Nach dem D700.icc ist der gar nicht möglich. Und auch nach meinem Augenschein stimmen die Profile nicht. Einige Farben stimmen nicht mit dem Original überein - und das sollte es ja - zumindest mit dem Target selbst.

@coolpix
Hm, das ist interessant. Das würde bedeuten, daß das RAW schon in der Kamera verändert wird, also kein reines RAW des Sensors mehr ist. Dennoch müsste X-Rites Prizip greifen können, wenn es denn wirklich eine Profilierung nach üblichen Standards vornimmt. Da es auch eine Standalone-Version beinhaltet, ist dort also ein RAW Konverter enthalten, der erst das RAW entwickelt und dann die Farbmessfelder auf diese Ergebnis verrechnet. Im Grunde muß das auch funktionieren - es sei denn (und das glaube ich) das die Farbfelder nur in großen Chargen vermessen sind und tatsächlich eine Sreuung haben. Dann hat auch das Ergebnis eine Streuung. Ergo unbrauchbar. Die wenigen Felder sorgen zudem für einen großen nur interpolierten Bereich der Farben. Grundsätzlich bleiben aber vor allem alle Farben außen vor, die die D700 erfassen kann, aber für die es kein Farbfeld gibt, weil die auch mit Sonderfarben nicht darstellbar sind - aber in der Natur vorkommen. Mit denen habe ich im Durchlicht zu tun: hochgesättigte Farben im Blau und Rotbereich.
Die ganze Geschichte manuell am Monitor zu machen hatte ich schon mal versucht. Aber da bin ich schnell an meine Grenzen gestoßen. Etwas meßtechnisches wäre mir lieber - zumal mein Monitor mir auch nicht alles anzeigen kann - auch wenn er immerhin AdobeRGB zu 95% darstellen kann.
Aber ich fürchte, ich werde es dennoch so machen müssen: mangels Alternative. Picture-Controlls ist in der Kamera? Gelten Einstellungen dort auch für das RAW? Glaube ich eher nicht...

@KDW
Danke für den Hinweis. Ich verwende selbstverständlich konstante Licht- und Aufnahmebedingungen! Auch dieselbe Optik. Optische Aufheller sind abwesend.

Gruß
Sebasto

donholg
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Beitrag von donholg »

Das Thema ist in der Rubrik Farbmanagement am Besten aufgehoben.

coolpics
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Beitrag von coolpics »

@coolpix
Hm, das ist interessant. Das würde bedeuten, daß das RAW schon in der Kamera verändert wird, also kein reines RAW des Sensors mehr ist.
Genau. Ich denke, dass es wie beim Grundrauschen des Sensors bei den Farben eine Art Vorverarbeitung oder Grundkalibrierung gibt, die in der EBV dann in verschiedene Profile wie Neutral, Standard, Vivid, Landscape, Portrait oder eigene Profile weiter verarbeitet wird.

Was du in Sachen X-Rite schreibst sehe ich ähnlich. Meine Vermutung ist, dass bei der Profilierung bestimmte Farbwerte als Referenz dienen und für andere eine perzeptive Verschiebung stattfindet. Eine Interpolation in dem Umfang kann ich mir nicht vorstellen, dass wären Millionen von Farbwerten, die quasi geschätzt würden :(( . Jedenfalls glaube ich nicht an die Präzision beider Wege.
Aber ich fürchte, ich werde es dennoch so machen müssen: mangels Alternative. Picture-Controlls ist in der Kamera? Gelten Einstellungen dort auch für das RAW? Glaube ich eher nicht...
Die Einstellungen gelten natürlich nicht für das RAW, aber du kannst sie dir von der Kamera in die EBV laden und das RAW wird dann entsprechend interpretiert. Es lohnt sich, das mal auszuprobieren, allerdings kannst du keine wirklich gezielten Veränderungen vornehmen wie in der EBV.

Zur Vereinfachung würde ich in der EBV den kalibrierten Eizo als Konstante nehmen und für die Genauigkeit Farbfächer aus der grafischen Industrie. Du fängst mit sagen wir mal 10 möglichst reinen Blautönen der Glasmalerei an und ordnest ihnen visuell deren RGB Töne des Farbfächers zu. Dann stellst du in der EBV die o.g. Farbregler ein, bis die Farbwerte auf dem Monitor annähernd den RGB Werten der Vorlage entsprechen. Messen kannst du das mit dem Color-Picker. Wenn Blau fertig ist, machst du das gleiche mit Rot. Dann gehst du zu den Mischtönen über. Am Ende wird kein RGB numerisch korrektes Ergebnis dabei herauskommen, sondern eins das visuell am besten passt. Den Effekt würde ich auch immer wieder über eine für die Glasfenster typische Kontrastkurve kontrollieren.

Bis hierher ist das im Grunde nichts anderes als das X-Rite Profil, nur mit mehr und gezielteren Farbtönen.

Im letzten Schritt würde ich aus dem so erstellten Profil weitere Profile erstellen, die sich auf die Ausgabemedien beziehen, also Papier beispielsweise. Nimmst du ein Papier mit größerem Farbraum als dem des Eizo, musst du halt drucken bis es richtig sitzt.
Viele Grüsse
Uwe

alexis_sorbas
Sollte mal wieder fotografieren...
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Beitrag von alexis_sorbas »

Moin zusammen,

Ich versuche mal, die wichtigsten Fragen "abzuhaken"...

- Profilvergleich - visuell - Das geht am Mac mit "Bordmitteln",
dem zum BS gehörenden "ColorSync Dienstprogramm"

- Herkunft der ICC-Profile von Digicams:
Wie ich schon des öfteren beschrieben habe, benötigt man
zur Umsetzung - Entwicklung einer "RAW" Datei - eine
"Farbraumbeschreibung", wie der Sensor die Farben "sieht".
Wenn dann die RGB "Auszüge" der RAW Datei in eine "sichtbare" RGB
Datei umgerechnet werden soll, braucht man dazu ein ICC-Profil als "Geräteprofil".
:!: Dieses Geräteprofil bringt der RAW Konverter mit :!:
Im Falle von Nikon- Software bekommt der Anwender davon nichts mit...
Da die Nikon Kamera Profile in den Ressourcen der Nikon Software stecken,
bekommt man die auch nicht so ohne weiteres im BS zu sehen.
Man kann aber (mit Admin Rechten...) die Profile da heraus holen...

Andere RAW-Konverter, z.B. Capture One, behandelt die Geräteprofile "transparent".
Bild
Auf diese Weise ist es ohne Probleme möglich, auf die "übliche Weise"
spezielle ICC-Profile auszumessen und zu verwenden.
Das braucht man z.B. für Kunstreproduktionen... oder für "Spot"-farben...
Aber jetzt wieder zu meiner Ausgangsfrage: wie kann ich den Farbraum der D700 und D800 verbindlich erfahren
Die Profile beider Kameras liegen in den Programm Ressourcen der Nikon Software... z.B. ...
In Capture One sind sie direkt zugänglich, s.o.
... und welche Möglichkeiten habe ich für eine professionelle Profilierung?
Klar ist mir, daß das mit einem RAW nicht so ohne weiteres geht.
Es macht eigentlich überhaupt nur für "RAW" Sinn... denn es ist
bei den Nikons nicht möglich, der in die Kamera eingebauten JPEG-Engine
ein "anderes" Profil unterzuschieben... jedenfalls nicht dem üblichen Benutzer.

Wenn Du also Deine Nikons "individuell" profilieren willst,
geht das nur mit "anderer" Software. Ich würde Capture One empfehlen,
http://www.phaseone.com/de-de/Imaging-Software.aspx
als Hilfsmittel zur ICC-Erzeugung kannst du z.B. den X-Rite "ColorChecker Digital SG"
verwenden.
http://xritephoto.com/ph_product_overvi ... n=overview

p.s.
Durchleuchtete Fensterscheiben haben u.U. Farbigkeiten,
die mit nichts druckbar sind... schon gar nicht als Aufsichtsbild.
Kobaltblaues Glas z.B. Das geht nur durch die Definition von Spotfarben
oder gezielte Bearbeitung in PS ... "Farbe ersetzen..." z.B.
Damit die ähnlichste druckbare Farbe erzeugen.
mfg

Alexis


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